Eine handvoller Fotograf:innen und kein Papierbild / Blog
Handzeichnung im Gästebuch der Tummelplatz Galerie
Aktuell zeigt die Tummelplatz Galerie die Ausstellung „Bestandsaufnahme“ von Andreas Buhr. Schon am zweiten Tag bekam Andreas Besuch von einigen Mitgliedern der Instagram-Gruppe „kaffeeundkameras“ – eine bunte Truppe fotobegeisterter Menschen, mit denen er gelegentlich selbst auf Motivjagd geht. An den Kameragurten baumelte so ziemlich alles, was Licht einfangen kann: vom digitalen Wunder mit dem berühmten roten Punkt bis hin zur charmanten analogen Diva aus einer anderen Zeit. Auch Gerätschaften anderer Hersteller waren vertreten.
Ich hatte das Vergnügen, mit einigen dieser Fotograf:innen im wohltuenden Schatten unseres Sonnenschirms zu plaudern. Da mein fotografisches Endprodukt in der Regel ein gutes, altes Papierbild ist – man erinnere sich: gedruckt, zum Anfassen, ganz ohne Bildschirm – ließ ich es mir nicht nehmen, neugierig nachzufragen, wie es bei ihnen so um das Thema Print steht. Die Antworten? Sagen wir mal: eher ernüchternd. Zumindest in der kleinen Gesprächsrunde war das Papierbild so präsent wie ein analoger Belichtungsmesser in einer Smartphone-Welt – also kaum bis gar nicht.
Dabei zielte meine Frage gar nicht auf nostalgische Dunkelkammer-Romantik ab. Einige waren ja mit analogem Equipment unterwegs, produzierten sie doch tatsächlich belichtete Negative – echte, haptische Beweise fotografischer Tätigkeit! Und doch: das Foto auf Papier scheint für viele eher eine Randerscheinung zu sein, fast schon ein Exot. Stattdessen wird viel fotografiert – auch analog - Digital macht ja noch mehr möglich: Speicherkarte rein, draufhalten, weiterziehen.
Und doch wundert es mich, gerade bei den Analog-Fans. Denn wo, wenn nicht dort, wäre der Weg zum Papierbild naheliegender? Das Negativ ist ja bereits ein real existierendes Objekt. Warum also bleibt es so häufig beim Datenfriedhof auf der Festplatte? Liegt es an der schieren Menge an Bildern? Am inneren Kampf, aus Dutzenden Filmen die wenigen Essenzen zu destillieren, die ein echtes Papierbild verdienen? Oder einfach an der lähmenden Fülle digitaler Dateien, die ungesichtet und unberührt vor sich hinschlummern?
Ich finde es schade. Denn selbst das liebevoll gescannte Negativ, das dann im digitalen Nirwana vor sich hindämmert, ist noch keine richtige Fotografie. Erst auf Papier wird aus einem Bild ein echtes Bild – sichtbar, greifbar, dauerhaft. Ganz ohne Akku, ohne Update und ohne Swipe-Geste.
Bemerkenswert ist ja, dass sie auch viele Ausstellungen – wie aktuell jene von Andreas Buhr bei uns in der Galerie besuchen. Das Interesse an Bildern auf Papier scheint also nicht völlig verloren gegangen zu sein. Man darf also hoffen, dass der eine oder die andere aus meiner Gesprächsrunde beim Anblick der kleinformatigen Werke von Andreas Biuhr vielleicht doch Lust bekommt, das eigene fotografische Schaffen einmal jenseits von Bildschirm und Cloud auf echtes, raschelndes Papier zu bannen. Es muss ja nicht jede Fotografie als riesiges Bild auf Papier - wie man bei Andreas Ausstellung sieht, tun es ja auch manchmal wirklich kleine Bilder.
Links:
Ausstellung "Bestandsaufnahme" - Andreas Buhr - 30.05.2025 - 27.6.2025 @ Tummelplatz Galerie
"kaffeeundkameras" @ Instagram
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