Taugl Abenteuerwoche / Blog

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Vor Kurzem fand meine diesjährige Taugl-Abenteuerwoche im Herbst 2024 statt. Sieben Teilnehmer:innen begleiteten mich dabei – für alle war es das erste Mal, dass sie diese besondere Landschaft fotografisch erkundeten.

Mein eigener erster Besuch liegt mittlerweile 16 Jahre zurück, doch die Eindrücke dieses Tages sind bis heute lebendig in meiner Erinnerung. Schnell wurde mir damals klar, dass mich diese Landschaft über viele Jahre hinweg tief beschäftigen würde – und so ist es bis heute geblieben.

Workshops, bei denen die Teilnehmer:innen ihre Zeit ganz nach eigenem Wunsch gestalten können, habe ich im Laufe der Jahre mehrfach angeboten. Diese Freiheit erlaubt es, individuell zu entscheiden, wie lange und wann man dabei sein möchte. Für mich selbst bieten solche Wochen immer wieder wertvolle Momente der Einsamkeit, in denen ich ganz allein einen neuen Blick auf die Taugl werfen kann.

Angesichts meiner zahlreichen Besuche dort wundern sich manche Fotograf:innen mitunter – wie kann man nach insgesamt 184 Tagen an der Taugl nicht schon alles gesehen haben? Doch gerade diese Frage zeigt, wie viel Raum diese Landschaft für neue Entdeckungen und Perspektiven lässt.

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Darauf kann ich nur mit einem klaren Ja – und zugleich einem ebenso entschiedenen Nein antworten. Ohne mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich im Laufe der Jahre nahezu jeden Zentimeter der Taugl und ihrer begehbaren Seitenbäche erkundet habe. In diesem Sinne habe ich also schon „alles“ gesehen.

Doch „alles gesehen zu haben“ heißt keinesfalls, im fotografischen Sinn auch wirklich alles erfasst zu haben. Der alltägliche Blick unterscheidet sich grundlegend von dem, was der fotografische Blick wahrnimmt und einfängt.

Aus fotografischer Perspektive erscheint mir die Motivwelt an der Taugl nahezu unendlich. Das liegt sicherlich auch daran, dass sich meine eigene Art zu fotografieren seit meinem ersten Besuch vor 16 Jahren erheblich gewandelt hat. War es anfangs die pure Begeisterung für eine mir völlig neue Landschaft, so hat sich mein Blick im Laufe der Zeit verfeinert und fokussiert. Seit einiger Zeit fasziniert mich vor allem die Formensprache der dort sichtbaren Geologie.

Für viele wirkt diese Landschaft auf den ersten Blick eher statisch – besonders, wenn man sie nur einmal besucht. Doch gerade Starkregenereignisse und Schneeschmelzen verändern an der Taugl in unregelmäßigen Abständen ganze Plätze vollkommen. An manchen Stellen verschwindet das gewohnte Motiv unter einer dicken Schotterschicht, an anderen offenbaren sich neue Einblicke in die uralte geologische Vergangenheit.

Sowohl die Landschaft der Taugl als auch meine eigene Fotografie sind in den letzten 16 Jahren immer wieder von kleinen und größeren Veränderungen geprägt worden. Genau diese Dynamik ermöglicht es mir, trotz zahlreicher Besuche immer wieder neue fotografische Perspektiven zu entdecken.

Eine wertvolle Erkenntnis, die ich an der Taugl gewonnen habe: Für wirklich aussagekräftige Bilder ist es entscheidend, genau hinzuschauen – und nicht einfach sportlich den Auslöser zu drücken. Seit vielen Jahren mache ich dort nur dann eine Aufnahme, wenn mich das Motiv beim Blick durch den Sucher wirklich überzeugt.

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Das hat zur Folge, dass ich selbst während einer gesamten Woche nur wenige Aufnahmen mache. Davon schafft es meist nur ein einstelliger Prozentsatz durch die sorgfältige Auswahl und Nachbearbeitung. Beim anschließenden Druckvorgang reduziert sich die Anzahl der finalen Motive oft noch weiter.

Manch einem mag eine Ausbeute von knapp zwölf Bildern nach einer ganzen Woche wenig oder gar zu gering erscheinen. Doch genau in dieser Reduktion – von der Aufnahme über die Auswahl und Nachbearbeitung bis hin zum fertigen Print – liegt für mich die Kraft, zu wirklich guten und faszinierenden Bildern zu gelangen. So entstehen Arbeiten, die mir auch Jahre später noch gefallen und meine unmittelbare Reaktion auf den Moment widerspiegeln.

Eine gemeinsame Woche mit Teilnehmer:innen oder die Zeit dazwischen für die eigene Fotografie bringt viele Eindrücke und Erlebnisse. Am Ende bleibt ein einzigartiges Konglomerat dieser Erfahrungen – und vielleicht ein oder zwei sorgfältig ausgewählte, wertvolle Prints in der Hand.

„Hast du eine Meinung, persönliche Erfahrungen oder einfach einen spannenden Gedanken zum obigen Thema? Dann freue ich mich sehr über eine Nachricht von dir – ich bin gespannt auf deine Sichtweise!“


Wenn Du mich in meiner freischaffenden fotografischen Tätigkeit und bei meinen Projekten (z.B. GRATIS-Print des Monats, vipBlog) unterstützen möchtest, so würde ich mich darüber sehr freuen.