Abschied von der „Erinnerungen an gestern“ / Tummelplatz Galerie / Blog
Ein Monat – das ist, im Kontext einer Ausstellung in der Tummelplatz Galerie, oft schneller verstrichen, als man es sich wünscht. Kaum hat man sich an die Präsenz der Bilder gewöhnt, die sie dem Raum geben, da kündigt sich auch schon der Abbau an. Wie so oft aber bleiben sie noch ein wenig länger – wie Gäste, die nach dem Fest noch einen letzten Kaffee trinken, bevor sie leise verschwinden.
Im Rahmen meines kleinen Print-Sales am vergangenen Wochenende fanden sich – trotz des widrigen Wetters – noch einige Besucher:innen ein, um einen Blick auf Walter Bernhardts Fotografien aus den 1970er-Jahren zu werfen. Eine Handvoll Neugieriger, die sich nicht vom Regen abschrecken ließ. Denn ja – mein Print-Sale ist, wer das Linzer Wetter am Samstag verfolgt hat, im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Es regnete beinahe unaufhörlich, nur hin und wieder von kurzen Pausen unterbrochen, in denen der Himmel Ruhe gab – vielleicht nur, um für den nächsten Schauer Luft, also Wasser zu sammeln.
Roswitha, eine Linzer Fotografin, blieb, bevor sie die Galerie verließ, noch kurz stehen und meinte: „Eigentlich könnte man das als Dauerausstellung hängen lassen.“ Ein Satz wie ein freundlicher Nachhall – und vielleicht das schönste Lob, das man einer Ausstellung machen kann.
Als schließlich klar war, dass der Regen niemanden mehr über den Tummelplatz in unsere kleine Galerie treiben würde, wurde es – etwas früher als gedacht – Zeit, den Print-Sale zu beenden und die „Erinnerungen an gestern“ ein letztes Mal in den Blick zu nehmen, bevor sie von den Wänden verschwinden sollten.
Es ist jedes Mal aufs Neue erstaunlich, beinahe erschreckend: Was in stundenlanger, geduldiger Arbeit gehängt, geklebt und mit Sorgfalt arrangiert wurde, ist in kaum einer Stunde wieder abgenommen.
Zurück bleiben – wie immer – ein paar Spuren an den Wänden. Und in diesem Fall auch der eine oder andere feine Knick in einem Bild. Beim Anbringen der vielen Prints war uns nicht recht klar, ob es überhaupt gelingen würde, sie am Ende unversehrt wieder von den Wänden zu lösen. Doch es ging – erstaunlich gut sogar.
So haben sich die „Erinnerungen an gestern“ nun verwandelt: von leise sprechenden Bildern an weißen Wänden zurück in gestapelte Fotografien.
Vor einem Monat habe ich geschrieben, dass diese Ausstellung wohl meine momentane Lieblingsausstellung sei. Daran hat sich bis heute nichts geändert – im Gegenteil: Mit dem Abstand von vier Wochen lässt sich sagen, dass sie es wohl auch bleiben wird.
Natürlich wird es noch viele Ausstellungen in der Tummelplatz Galerie geben – interessante, schöne, überraschende. Doch „Erinnerungen an gestern“ hat sich, leise und beharrlich, einen ganz besonderen Platz bei mir erobert.
Es war das Thema, das einfach hängen bleibt, und die Bilder von Walter Bernhardt, die es erfahrbar gemacht haben. Es waren die vielen Gespräche mit Besucher:innen, die ihre Kindheit, Jugend oder Studienjahre in Wien verbracht haben, sich gut an diese Zeit erinnern konnten und das Wien von damals wiedererkannten.
Mit vielen Besucher:innen hatte diese Ausstellung etwas zu tun – das war unerwartet und beeindruckend.
Wir – Walter Bernhardt und wir von der Galerie – dürfen mit gutem Gewissen sagen: Diese Ausstellung war ein besonderer Erfolg. Das Thema, die Bilder und nicht zuletzt die viele Arbeit dahinter haben bei mir eine Verbindung geschaffen – zu dieser Ausstellung, aber auch zu Walter Bernhardts fotografischem Werk insgesamt.
Sie hat Spuren hinterlassen – in der Galerie, in der eigenen fotografischen Auseinandersetzung und nicht zuletzt in Gesprächen mit Walter Bernhardt, die, da bin ich sicher, noch lange nicht zu Ende sind.
Gemeinsam mit Walter Bernhardt wird daraus noch einiges entstehen. Und mit einem kleinen Ausblick „Auf Obst und Gemüse“ – für alle, die gern noch mehr von seinen Arbeiten sehen möchten – lassen wir mit den Worten einer Fernsehserie, die 1973 erstmals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, die „Erinnerung an gestern“ vorerst etwas ruhen – vorerst.
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