Wenn Orte verschwinden: Fotografie ist Erinnerung
Wienfluss.Erinnerungen Teil 10

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Fotografiert man über Jahre hinweg immer wieder denselben Ort, entstehen unweigerlich zahllose Bilder. Dabei sollte man sich bewusst sein, dass man sich mit der Zeit auch selbst wiederholt. Nach fünf oder zehn Jahren kann es durchaus vorkommen, dass man eine Szene erneut abbildet.

Dennoch ist es der Wunsch jeder Fotografin, jedes Fotografen: Bilder zu schaffen, die wirklich einzigartig sind. Und doch kann Einzigartigkeit viele Gesichter haben.

Was kann eine Fotografie einzigartig machen?

Ein Bild fällt auf, weil es etwas Einzigartiges zeigt oder vermittelt. Oft beginnt alles beim Motiv selbst. Seltene Momente, ungewöhnliche Szenen. Auch die Perspektive spielt eine Rolle. Ein kreativer Blickwinkel kann selbst vertraute Szenen in neues Licht tauchen.

Komposition, Licht, Farben und Kontraste verleihen einem Foto das gewisse Etwas, während technische Finessen manchmal völlig neue Sichtweisen eröffnen. Entscheidend bleibt jedoch die Emotion. Bilder, die Geschichten erzählen oder Stimmungen einfangen, bleiben im Gedächtnis haften. Und nicht zuletzt macht oft der einmalige Moment den Unterschied – eine Szenerie, die es so nie wieder geben wird.

Ein Ort, den es so nicht mehr gibt

Für dieses Bild gilt genau das. Für mich ist es einzigartig, denn die Szene in dieser Form existiert nicht mehr. Der Baum, der über die Jahre im Zuge der Renaturierungsmaßnahmen gewachsen war, steht nicht mehr. Die alte Mauer mit dem Geländer, ein Stück meiner eigenen Kindheits- und Jugendzeit, ist nun ebenfalls verschwunden weil sie erneurt wird.

Die Natur aus zweiter Hand, die sich dort entwickelt hatte wurde im September 2024 vom Wasser fortgerissen. Zwei Jahre nach meiner Aufnahme ist diese Szenerie bereits Teil der Wienfluss-Erinnerung. Die Mauerkrone samt Geländer erfährt nun eine Erneuerung, angepasst an die veränderten klimatischen Bedingungen.

Hochwasser wie jenes im September 2024 werden künftig wahrscheinlich häufiger auftreten und so manche Landschaften werden sich in viel schnellerem Tempo verwandeln, als wir es aus der Vergangenheit her kennen.




Kommentar zum Thema „Christine Bernberger - Den Musen reicht es - Sie fotografieren selber und sie stellen sich vor"

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