„WOMEN only…“: Mut zur Sichtbarkeit… / Tummelplatz Galerie / Blog


  • „WOMEN only…“ in der Tummelplatz Galerie.

Bald naht der Einsendeschluss in der Tummelplatz Galerie, wo in diesem Winter die Ausstellung „WOMEN only…“ ihren Platz finden wird.

Schon der Titel verrät ohne Umschweife, worum es geht: Teilnehmen dürfen ausschließlich Frauen – deren Blick auf die Welt soll hier im Mittelpunkt stehen. Im Verlauf der Ausstellung wird das Publikum zur Mitbestimmung eingeladen. Per Stimmzettel erhält eine der Teilnehmenden die Möglichkeit, im Jahr 2027 eine eigene Ausstellung in der Tummelplatz Galerie zu gestalten.

Die Räumlichkeiten werden von der Galerie gesponsert – das wird zwar zweifellos für diejenige Arbeit bringen, aber auch neue Erfahrungen ermöglichen.

Es versteht sich wohl von selbst, dass mein Blick in letzter Zeit immer wieder an jenen Frauen hängen bleibt, die mit einer Kamera um den Hals herumlaufen. Dabei erlaube ich mir den Luxus einer Auslese: Wer sein Bild mit einem Smartphone festhält, bleibt unbehelligt.

Immer wieder treffe ich auf Frauen, die eine Kamera wie ein Stück vertrautes Gepäck bei sich tragen und doch im Gespräch leise einräumen, ihre Bilder seien wohl nicht gut genug für eine Ausstellung. Mal klingt es wie eine scherzhafte Abwehr, mal wie ein halber Ernst, der sich in diesen kurzen Gesprächen einnistet – als hätten sie ihre Aufnahmen längst in eine Schublade gelegt.

Manche sagen es ohne Umschweife und mit großer Offenheit, denn sie wollen sich mit ihren Fotografien nicht blamieren.

Woher kommt das?

Viele Frauen scheinen schon früh zu lernen, den eigenen Platz nicht zu weit nach vorne zu rücken, die Stirn bei Kritik unwillkürlich zu runzeln und den Maßstab für sich selbst so hoch zu legen, dass er jede Unzulänglichkeit unbarmherzig sichtbar macht.

Vielleicht liegt es daran, dass die Geschichte der Fotografie vor allem Männer ins Rampenlicht gestellt hat – und die wenigen Ausnahmen, so strahlend sie auch sind, noch immer Ausnahmen geblieben sind.

Vielleicht formt auch die Erziehung, mit ihren stillen Erwartungen und unausgesprochenen Regeln, eine Haltung, die zu übergroßer Selbstkritik neigt. Eine Selbstkritik, die manches Bild erdrückt, noch bevor der Auslöser überhaupt berührt wird.

Oder vielleicht ist es die Technik – dieser glänzende Fetisch der Pixel-Pornografen und ISO-Hysteriker, der den Blick verstellt für eine andere Art des Sehens, jenen organischen, weniger technischen Blick, den Frauen oft in sich tragen, aber viel zu selten zeigen.

Oder ist es die Angst, die schwerer wiegt als jede Möglichkeit, sich und der eigenen Fotografie Sichtbarkeit zu schenken – die Furcht, ein Bild könnte nicht genügen?

Nun, ich bin ganz bestimmt keine Frau – das steht fest. Doch sollte sich auch nur einer dieser Gedanken oder etwas Ähnliches in den Kopf schleichen, dann möchte ich ganz entschieden sagen: Stopp! Denn niemand gesteht es gern ein, nicht einmal die Männer selbst – aber eines steht fest: Vieles von dem, was auch wir Männer, wie auch Frauen mit der Kamera festhalten, ist und bleibt mitunter… nun ja, schlichtweg misslungen.

Der Anteil jener Bilder, die wirklich gelingen, wirklich berühren, liegt mit großer Sicherheit weit unter einem Prozent all der Aufnahmen, die gemacht werden. Vielleicht ist es so, dass Männer – im Unterschied zu Frauen – einfach lauter sind, mehr trommeln und sich mit Getöse bemerkbar machen, fast wie unsere Verwandten unter den Menschenaffen, die stolz auf die Brust trommeln.

Doch während sich Männer sehr, sehr gerne auf knackige Schärfe und rauschfreie Bilder konzentrieren, übersieht man leicht, dass das, was dann gezeigt wird, oft eben nur das ist: scharf und rauschfrei – aber nicht mehr.

„Zeigt her eure Füße“ – so einfach, so klar klingt es in jenem Kinderlied, das uns einlädt, ohne Scheu das zu offenbaren, was wir sonst lieber verbergen. Doch im Erwachsenenleben, besonders wenn es um die eigenen Fotografien geht, fällt das nicht mehr so leicht. Viele Frauen halten ihre Bilder zurück, als wären es zarte Spuren im Sand, die sie für sich behalten wollen – aus Angst, sie könnten nicht schön- nicht gut genug sein.

Dabei wäre es genau jetzt an der Zeit, den Mut zu finden, die eigenen Fußspuren sichtbar zu machen und zu sagen: „Hier bin ich, mit meinen Bildern, mit meinem Blick.“

Also: Macht mit bei „WOMEN only…“ in der Tummelplatz Galerie.





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