Voller Frische - Aber nur in Farbe / Blog


Seit gut elf Jahren ist das endgültige Ziel meiner eigenen fotografischen Arbeit fast immer ein Schwarzweißbild, ein Print auf geeignetem, sorgfältig ausgewähltem FineArt- oder Fotopapier.

Im Lauf der Zeit haben mich viele Menschen darauf angesprochen – Fotografinnen und Fotografen ebenso wie jene, die einfach gerne Bilder betrachten, ohne sich mit der Technik dahinter aufzuhalten. Ob mir die Farbe denn nicht fehle, werde ich dann gerne gefragt.


VOLLER FRISCHE… / Wien, Österreich - Juli 2025 © Herbert Koeppel - Kat. No. D2025.2024

Meine Antwort war stets ein klares Nein.

Vielleicht, weil ich der Farbe im Alltag ohnehin nie entkomme. Wir Menschen nehmen die Welt, mit diesem einen zusätzlichen Merkmal, das wir Farbe nennen wahr – Rot, Gelb, Grün und all die unzähligen Nuancen dazwischen. Sie sind immer da, begleiten uns ununterbrochen.

Gerade deshalb brauche ich sie in meinen Bildern eigentlich nicht. Ich sehe sie ja ohnehin mit meinen eigenen Augen - Tag für Tag. Was ich mit der Kamera suche, ist etwas anderes - Struktur, Form, Licht, Schatten, keine Ablenkung – das, was bleibt, wenn die Farbe schweigt.

Ted Grant soll einmal gesagt haben:
„When you photograph people in color, you photograph their clothes. But in black & white, you photograph their souls“. Ein schöner Satz und so in etwa lässt sich wohl auch meine, von manchen mit einem Augenzwinkern als beinahe pathologisch empfundene Vorliebe für Schwarzweiß erklären. Was Grant über das Fotografieren von Menschen sagt, trifft mit kleinen Abweichungen auch auf meine Motive zu.

Auch wenn bei mir selten Menschen vor der Kamera stehen, fast nie, um ehrlich zu sein, so suche ich doch genau das für mich wesentliche, das, was unter der Oberfläche liegt und Schwarzweiß hilft mir dabei. Es lenkt nicht ab, es zeigt nicht das Äußere, sondern öffnet den Blick für das, was bleibt, wenn alles Überflüssige - eben für mich zu 99.9% die Farbe weggelassen ist.

Natürlich, und das ist ganz selbstverständlich – auch bei mir gibt es Motive, die in Farbe einfach besser funktionieren. Besser, als sie es je in Schwarzweiß könnten. Es gibt Bilder, die brauchen Farbe wie wir das Atmen. Manche Aufnahmen sprechen in Farbe und nur in Farbe erschließt sich, was man darin gesehen hat. Ohne das Farbige fehlt ihnen die Stimme, dann bleibt nur die Form.

Und ja, auch solche Bilder nehme ich mit. Vorausgesetzt ich bemerke sie. Manchmal liegen sie einem regelrecht vor den Füßen, wie jenes hier, das mir bei einer meiner Wienfluss.Erinnerungen begegnet ist.

Ein Schnappschuss, mehr zufällig, nicht geplant und doch: "
Voller FRISCHE – BILLA Plus". Ich glaube, viel mehr muss man dazu gar nicht sagen - zumindest wenn auf die Farben achtet.

Das Bild erklärt sich selbst und tut das am besten in Farbe.


Link:
- Ted Grant




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Wer meine fotografischen Wege und Gedanken unterstützen mag – sei es durch Interesse, Weitererzählen oder ein kleines Zeichen der Wertschätzung – dem gilt mein herzlicher Dank.