Wie Bilder wirken...
Bildbesprechungen in der Tummelplatz
Sa 31.01.26 - noch Plätze frei
Sa 28.03.26 - noch Plätze frei
Sa 23.05.26 - noch Plätze frei
Beginn jeweils 11 Uhr, ca. 1,5 - 2,5 Stunden je nach Anzahl der Teilnehmenden. Bildbesprechungen finden ab zwei Anmeldungen statt.
Kosten:
Die Teilnahmekosten liegen im eigenen Ermessen.
Jede und jeder gibt das, was möglich ist und sich am Ende stimmig anfühlt.
Ort
Tummelplatz Galerie Linz in der Altstadt von Linz
Mitbringen
1 - 3 Bilder Papier, auf mind. 30x40cm Papier
Sollte man selbst keine Möglichkeit haben um Fotografien mind. auf 30x40cm Papier auszudrucken, dann besteht die Möglichkeit die Arbeiten für die Bildbesprechung von mir drucken zu lassen. Verwendung findet dabei ein mattes Photo-Papier mit einer Grammatur von 235g. Kosten pro Print auf 30x40cm Photo-Papier im Rahmen der Bildbesprechung € 8,-
Inhalt
Woraus beziehen Fotografien ihre Wirkung? Bei unseren Bildbesprechungen in der Tummelplatz Galerie geht es darum, dass wir uns in ruhiger, klarer Atmosphäre gemeinsam über die mitgebrachten Bilder austauschen. Vorkenntnisse sind dafür nicht nötig. Voraussetzung ist lediglich, dass man sich im Alltag ein wenig intensive, sagen wir: über das haushaltsübliche Maß hinaus mit Fotografie und vor allem mit der eigenen fotografischen Arbeit beschäftigt.
Man muss kein Kunststudium absolviert haben, um über Bilder sprechen oder sie einfach nur genießen zu können.
Die Bildbesprechungen der Tummelplatz Galerie richten sich an alle, die fotografieren, die gute Bilder machen möchten und die verstehen wollen, warum manche Fotografien eine stärkere Wirkung entfalten als andere.
Für reine Fotokritiker:innen, denen kunsthistorische Theorie wichtiger ist als das Bild selbst, oder für jene, die hauptsächlich auf Wettbewerbe schielen, sind diese Treffen nicht gedacht. Sie richten sich vielmehr an Menschen, die herausfinden möchten, warum bestimmte Fotografien schön sind und warum manche mit größerer Kraft auftreten, sei es in ihrer Aussage oder in ihrer Ausstrahlung. Die Teilnehmer:innen sind eingeladen, mit offenem Blick auf die vorgelegten Arbeiten zu schauen und gemeinsam, wie auch für sich selbst zu entdecken, weshalb ein Bild wirkt oder weshalb es eben nicht wirkt.
Fotografisch ist jedes Genre willkommen. Ob die mitgebrachten Arbeiten Schwarzweiß oder Farbe zeigen, spielt nur insofern eine Rolle, als es ihre jeweilige Wirkung beeinflusst.
Um mit den eigenen Arbeiten bei den Bildbesprechungen mitzumachen gibt es nur zwei Voraussetzungen. Die gezeigten Bilder müssen auf fotografischem Weg entstanden sein, digital oder analog ist dabei völlig unwesentlich. Die zweite Voraussetzung besteht darin, dass die mitgebrachten Arbeiten nur in Form von Prints besprochen werden - vom einfach Print aus dem heimischen Bürodrucker bis hin zum Photo/FineArt Print ist dabei alles erlaubt.
Bildbesprechung - Beispiele
Über das Bild
Anton Bruckner Privat University Study #1 / 2018 - No. Kat. No. D662
Bis zu diesem Zeitpunkt, an dieses Bild vor gut sieben Jahren entstand war ich vor allem in der Landschaftsfotografie verhaftet; diese Motivwelten eröffneten sich mir erst, als der Wunsch während eines Workshops entstand, einmal Architektur in den Blick zu nehmen. Statt eines weiteren Sonnenaufgangs wählten wir schließlich die Anton-Bruckner-Privatuniversität als Motiv, ein Schritt, der für mich letztendlich zur Betrachtung von Architektur im Close-Up führte.
Es ist die Spannung, die entsteht, wenn klare Formen auf scheinbar Zufälliges treffen. Zunächst fällt die Architektur ins Auge: Es wirkt, als hätte jemand Tafeln aufeinandergelegt, die stufenweise in die Höhe wachsen. Daraus entsteht Ordnung, Stabilität und eine subtile Harmonie. Das helle Weiß der „Tafeln“ und das einfallende Licht verleihen diesen architektonischen Elementen eine bemerkenswerte Leichtigkeit.
Fast irritierend drängt sich im Vordergrund ein dunkles, unscharfes Geflecht aus Zweigen ins Bild. Es wirkt ein wenig durcheinander und erschwert kurz den Blick auf die dahinterliegende Szene. Die Formen der Äste stehen im Kontrast zur geradlinigen Architektur und doch gerade durch ihre Unschärfe wird klar, welches dieser beiden Elemente die Aufmerksamkeit des Betrachters beansprucht.
Doch der eigentliche Blickfang, das Zentrum des Bildes, befindet sich ungewöhnlicherweise links unten im Eck. Nicht nur die Position ist ungewohnt, auch die Blickrichtung widerspricht den gängigen Regeln der Bildkomposition: Man lehrt uns, Lebewesen solle stets mit ihrem Blick ins Bild führen.
Doch hier zeigt sich, dass es ebenso wirkungsvoll sein kann, wenn sich der Blick scheinbar vom Bild abwendet. Der Vogel ist nur als Schattenriss zu sehen und doch in seiner Gestalt eindeutig erkennbar. Das Schwarz seines Körpers kontrastiert stark mit der Leichtigkeit der hellen Architektur.
Nicht nur sitzt der Vogel im „falschen“ Eck, quer durch das Bild verläuft auch noch eine Linie. Ein Teil des Blitzableiters des Gebäudes auf dem der rabenschwarze Vogel sitzt. Ursprünglich war der Gedanke, durch die unscharfen Äste Natur und Architektur visuell näher zusammenzubringen. Aber dann kam der Vogel ins Spiel und nach geduldigem Warten drehte sich der Vogel in die „falsche“, und doch perfekte Richtung.
In diesem Bild wirken mehrere Elemente zusammen: die unscharfen Äste im Vordergrund, die klare Architektur im Hintergrund, eine Linie, die sich quer durch das Bild zieht und als eigentlicher Blickfang, als visueller Mittelpunkt, der Schattenriss eines Vogels. Dorthin kehrt unser Auge, ob wir es wollen oder nicht, immer wieder zurück.
Denn entgegen der verbreiteten Ansicht, dass nur ein klassischer Bildaufbau aus Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund wirklich überzeugend sei, zeigt sich hier, wie gut eine Abweichung vom gewohnten „So gehört es …“ wirken kann.
Auf den ersten Besuch und den ersten Eindruck folgten von meiner Seite aus immer wieder fotografische Begegnungen mit diesem Gebäude bis zum heutigen Tag. Letztlich hatte ich das Glück, Ende 2019, während einer Zeit, in der regelmäßig Konzerte in der Vorweihnachtszeit in der Universität stattfanden, im großen Foyer meinen für mich neu gefundenen Blick auf Architektur in einer Ausstellung zeigen zu dürfen.
Letztlich haben die Erfahrungen, die ich dort machte, auch auf meine anderen Motivwelten abgefärbt. Technisch betrachtet sind für mich bei vielen Motiven ein enger Blickwinkel und eine lange Brennweite von großer Bedeutung geworden.
Mein Blick hat sich einerseits verändert, andererseits erinnert er mich an meine fotografische Anfangszeit – lange Zeit fotografierte ich überwiegend mit Brennweiten jenseits des Weitwinkels. Die klassische Landschaftsfotografie betrachtete ich stets aus der Perspektive weiter Bildwinkel, eine Herangehensweise, die sich im Laufe der Zeit bei mir nun deutlich gewandelt hat.
Auch nach inzwischen sieben Jahren zeigt sich bei jedem einzelnen Besuch, dass sich immer noch neue Perspektiven auf diese Architektur entdecken lassen – man muss sich nur die Zeit nehmen und genau hinschauen. Im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Close-Up-Workshop-Termine, so auch im Mai 2026, ist es mir stets ein großes Vergnügen, gemeinsam mit meinen Teilnehmer:innen auf die Suche nach spannenden Close-Ups zu gehen.
Über das Bild
Taunleiten - Hinter dem Haus #21, St. Florian - Kat. No.: D213
Hin und wieder, so glaubt man jedenfalls, gelingt einem eine Fotografie, die das Erleben von Tiefe möglich macht. Durch Tonwerte, ein wenig Struktur und dieses schwer zu fassende Etwas, das nur das richtige Licht hervorbringt. Das Bild, das ich zwei Tage nach Weihnachten vor zehn Jahren im Wald hinter dem Haus, im sogenannten Dahiner.Land, aufgenommen habe, gehört für mich genau in diese Kategorie.
Der Wald erscheint darin nicht bloß als Ansammlung von Bäumen. Er wird zur Bühne, auf der das Licht im Nebel sein stilles Schauspiel aufführt. Aufgenommen um die Mittagszeit, in der der Nebel beginnt, sich über der Landschaft zu öffnen, während das Winterlicht versucht, ihn aufzulösen. So werden Vorder- und Hintergrund voneinander getrennt und zugleich miteinander verbunden. Der sich lichtende Nebel macht die Tiefe des Waldes sichtbar. Ohne ihn wäre dieses Bild kaum denkbar. Die dunklen, scharf gezeichneten Linien der Zweige und jüngeren Bäumchen im Vordergrund wirken wie eine feine Skizze, die das Auge lenkt und der Komposition ihren Zusammenhang Halt verleiht.
Wenn man es ein wenig übertrieben sehen möchte, entsteht in diesem ansonsten stillen, fast geräuschlosen Wald durch das einfallende Licht eine unerwartete Dynamik. Es sind eben nicht nur Bäume, nicht nur Wald – es ist eine Bühne für das Licht und für die Natur selbst.
Gleichzeitig liegt über dem Ganzen eine besondere Stille, getragen von der Reduktion auf Schwarz und Weiß. Die dunklen Linien der Äste im Vordergrund heben sich klar vom helleren Wald im Hintergrund ab und schaffen ein ausgewogenes Verhältnis der Tonwerte. Dadurch wirkt das Bild spannungsreicher, als es eine rein meditative Darstellung des sich allmählich aufhellenden Waldes wäre.
Wie so oft liegt das eigentlich Faszinierende nicht in einem einzelnen Element, sondern in ihrem Zusammenspiel. Licht, Linien und Tonwerte formen eine Atmosphäre, die nur ein winterlicher Nebel und Sonne hervorbringen kann.
Für mich bleibt es ein Anblick, der unausweichlich dazu einlädt, weiterzudenken, hinüber in den Teil des Waldes, den der Nebel noch für sich behält. Ein Bild, das leise fragt, was wohl jenseits dieser Schleiergrenze liegt.
Weitere Bilder in der Blog-Serie "Wie Bilder wirken…"
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