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Die Neue...

Die alte Linzer Eisenbahnbrücke ist schon einige Jahre leider Geschichte. Aber das Leben ist entschieden leichter, wenn man sich über Dinge, die man nicht gesehen oder nicht erlebt hat einfach gar keine Gedanken macht. Denn die meisten Ereignisse im Laufe eines Lebens versäumt man sowieso. Nicht nur das ich den Abbau der alten Eisenbahnbrücke in Linz verpasst hatte, auch die Eröffnung der neuen Linzer Eisenbahnbrücke ist an mir vorüber gegangen.


Blick von der alten Linzer Eisenbahnbrücke | Linz | Austria. 2015. No. D1582

Eigentlich hatte ich die neue Brücke bis jetzt ignoriert. Der Rummel um den Bau und die Brückeneröffnung in den Medien ist aber nicht gänzlich an mir vorübergegangen. Nach der Inbetriebnahme der Brücke war ich mir sicher, würden sich dort eine zeitlang jede Menge Fotografeninnen und Fotografen tummeln. Eine kurze Recherche im Internet dazu spiegelt diese unzähligen Fotografien auch wieder.

Darunter findet man auch zahlreiche Aufnahmen der alten Linzer Eisenbahnbrücke, deren fotografisches Potenzial ich leider vollkommen übersehen hatte. Es macht aber keinen Sinn abgerissenen Brücken hinterher zu weinen.

Das Projekt „Die Ästhetik der Freileitung“ hatte es mir ermöglicht mich auch fotografisch auf Objekte einzulassen, die ich gar nicht schön finde. Es wird zwar für viele unverständlich sein, aber die neue Brücke finde ich überhaupt nicht schön. Sie ist zweckmässig, aber persönlich ist sie mir zu aalglatt. In technischer Hinsicht aber mit Sicherheit eine gute Ingenieurleistung.

So wird es wahrscheinlich auch niemanden wundern, dass ich die alte Brücke als wesentlich charmanter empfand. Trotzdem nutzte ich vor kurzem die Möglichkeit, einen näheren Blick auf diese Konstruktion zu werfen. Da ich kein Fotograf im klassischem Sinne, und schon gar keine Architekturfotograf bin, lasse ich mich beim Betrachten und Fotografieren von Architektur eher von folgender Aussage Elliot Erwitt´s leiten.

“Photography is an art of observation. It has little to do with the things you see and everything to do with the way you see them.”

Für mein Verständnis einfach übersetzt bedeutet das soviel wie

„"Nicht fotografieren was man sieht, sondern fotografieren wie man etwas sieht““



Bei einigen anderen Projekten, wie die oben erwähnte „Ästhetik der Freileitung“ und auch bei den Arbeiten zu meiner Ausstellung über und in der „Anton Bruckner Privat Universität“ in Linz konnte ich diesen Zugang für mich kultivieren.

Der enge Blick auf Formen und Flächen von Gebäuden die ich als interessant identifiziert habe, ist es der mich interessiert. Meine „Close Up Architekture“ Fotografien sollen und möchten keine für Architekten konforme Abbildungen sein.

Wie bei vielen Gebäuden, so hat sich in der von mir empfunden Hässlichkeit der neuen Brücke, die Schönheit erst wieder im Detail eröffnet. Wenn ich meine ausgearbeiteten Bilder nun betrachte, so sehe ich doch auch fotografisches Potenzial bei der neuen Brücke für mich.


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© Herbert Koeppel

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