Vor einiger Zeit hatte ich seit langem wieder mal ein Telefongespräch mit jemanden, den ich als Fotograf immer sehr, sehr geschätzt habe. Auch als Mensch sind mir eigentlich in den letzten zwanzig Jahren nur sehr wenige begegnet, die so wie er mehr als schätzenswert sind. In vielen Belangen einfach ein besonderer Mensch. Neben einer Unterhaltung zum Gegenseitigen allgemeinem Gesundheitszustand tauchte auch die Taugl im Gespräch auf.



Auch wenn die obige Einleitung nun vermuten lassen würde, dass es im weiterem um diesen Menschen geht, so ist dem nicht so.

In unserem Gespräch erwähnte ich kurz eines meiner wirklichen Langzeit - Foto - Lokations, das Gebiet an und rund um die Taugl. Dabei erzählte er mir, vor einiger Zeit einen unserer Nachbarn aus der Bundesrepublik Deutschland kennengelernt zu haben, der nun entweder selbst oder denjenigen kennt der die „Taugl“ für uns Fotograf:Innen entdeckt hätte.

Bei solchen Geschichten ist mir meisten so, dass ich schon fast laut loslachen könnte. Solche Zeitgenossen sind mir auch schon persönlich begegnet. Unterhalt ich mich dann mit diesen Menschen, dann geht mir immer unweigerlich der Gedanke „Wer hat's erfunden?“ durch den Kopf. Manche solcher Schilderungen hören sich fast so an wie die Geschichten der ersten amerikanischen Siedler, die sich in den weit entfernten, wilden Westen Anfang des 19. Jahrhundert aufmachten.



Wie war das denn bei mir selbst?
Eigentlich völlig unspektakulär. Zwischen 2004 und 2009 war ich immer wieder bei Workshops im damaligen Nationalpark Nockberge beschäftigt. Einer der Teilnehmer, die regelmässig mit uns in den Nockbergen unterwegs waren, kannte meine Affinität für Felsen, Steine und Wasser. Karl, so hieß dieser Fotograf hatte mich dann irgendwann 2007/2008 zu sich nach Bad Vigaun im Tennengau, unweit der Stadt Salzburg eingeladen. Er meinte nur, dass was er mir gerne zeigen möchte, könnte mir gefallen.

So war es dann auch. Karl zeigte mir zwei Stellen an der Taugl. Vor allem die zweite Stelle hatte es mir ganz besonders angetan. Kannte ich „persönlich“ solche Orte in Österreich bis dahin überhaupt nicht.

Als ich dort, damals noch völlig unzureichend mit Gummistiefel in diesem kleinen, schmalen Seiten-Canyon der Taugl stand, ist mir klar geworden, dass diese Landschaft mich sehr sehr lange beschäftigen wird.

Und so ist es heute, gute 15 Jahre später immer noch. Auch wenn meine Besuche dort bereits sporadischer sind, ist es immer noch eine der interessantesten Landschaften in Österreich für mich. Nicht wenige persönliche, fotografische Entwicklungsschritte haben dort bei mir ihren Anfang genommen.

Nicht zuletzt hat die Fotografie in diesen Gräben und Canyons mein Interesse an der Geologie wieder aufleben lassen. Das Quartier und die Landschaft an der Taugl ist zeitweise in diesen eineinhalb Jahrzehnten zu einer Art zweiter Heimat geworden.



Und selbst heute finde ich dort immer wieder neue Motive, neue Ansichten und auch Einsichten in die geologische Vergangenheit dieser Gegend.

Wer hat's also erfunden?
Von meiner Warte aus war das der Karl aus Bad Vigaun.

Ohne Geheimniskrämerei hatte er mir eine Landschaft gezeigt. In eben diesem Gedanken, sind dann nach und nach auf den mittlerweile doch einigen Varianten meiner Webseite bis heute immer wieder Arbeiten aus dieser Gegend zu sehen.

Seit ca. 2009 bin ich dort immer wieder mit Menschen, die die sich für die Fotografie begeistern unterwegs. So auch wieder Ende dieses Monats.

Es wäre unrealistisch zu glauben, dass Karl der erste fotografierende Mensch war, der vor 2007/2008 in diesen Canyons unterwegs war.

Wer es also eigentlich erfunden hat, die Landschaftsfotografie an der Taugl ist eigentlich eine völlig irrelevante Frage.

Betrachtet man geologische Zeiträume, so war die Taugl lange vor der Erfindung der Fotografie da und wird auch noch lange nach allen Fotograf:Innen, die sich bis dato dort herumgetrieben haben immer noch da sein. Mich natürlich miteingeschlossen.



Es gibt nicht viele Fotograf:Innen, ganz besonders im digitalen Zeitalter, die es für sich reklamieren können völlig neue Motive als erster Mensch erschlossen zu haben. Etwas in einer anderen Art und Weise als bisher abzubilden, bedeutet nicht, dass man eine völlig neue Entdeckung gemacht hat.

Also, wer, wann zum ersten mal mit einer Kamera in einer Seitengräben der Taugl gestolbert ist, wird sich nicht so leicht herausfinden lassen. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, der- oder diejenige hatte damals noch keine digitale Kamera dabei.