Archivfund #1
Nach mehr als zwei Jahrzehnten Fotografie hat sich höchstwahrscheinlich bei jedem der fotografiert so einiges an Bildmaterial angesammelt. Die Technik der Digitalfotografie ist dabei eine nie versiegende Quelle für mehr und mehr Bilder. In der einen oder anderen Ausprägung kennt das fast jeder von uns. Wir alle haben uns da wahrscheinlich die unterschiedlichsten Methoden um mit der Bilderflut umzugehen angeeigent.
Trotzdem komme ich auch nicht umhin, mittlerweile einen ganz ordentlichen Rückstau an teilweise noch nicht gesichteten oder bearbeiten Bilder im Archiv zu haben. Das gilt natürlich im weit größerem Umfang für meine digitalen Arbeiten, aber auch für meine belichteten und kühl gelagerten Mittelformat und Kleinbildfilm.
Als Entschuldigung kann ich dabei nur anführen, dass ich keineswegs den ganzen lieben Tag untätig in der warmen Sonne sitze. Aber viele andere Tätigkeiten im Bezug auf meine Fotografie lassen zwar doch Bilder nachwachsen, aber die Aufarbeitung zieht sich dann doch in die Länge.
Heute war wieder ein Tag, an dem ich mir die Zeit nahm um einen Blick ins digitale Kühlfach zu machen. So nenne ich seit einigen Jahren einen Ordner, in dem noch nicht fertig gesichtete, aussortierte und bearbeitetes Bildmaterial lagere. Vor einiger Zeit bin ich zu der Einsicht gekommen, dass ich aufgrund der vielen Archivleichen eigentlich eine zeitlang das Fotografieren auch bleiben lassen könnte.
Nein, das geht natürlich nicht. Denn manche meiner Projekte unterliegen in der Dauer nicht unbedingt meiner Kontrolle und so sollte ich da und dort immer wieder mal zur Kamera greifen. Auch bei Workshops macht das Fotografieren ja auch Sinn. Wollen die Teilnehmer:Innen natürlich auch erfahren, was ich denn so an einem bestimmten Ort so alles sehe.
Der heutige Archivfund ist ein Bild aus dem Projekt „Die Ästhetik der Freileitung“.
Die Ausstellung mit gleichnamigen Titel lief ja zwischen 22.2.2022 - 23.3.2022 in der Tummelplatz Galerie.
Dieses Bild hatte es damals nicht in die Auswahl, der in der Ausstellung gezeigten Arbeiten geschafft. Aus heutiger Sicht wundert mich das etwas, allerdings sollten ja auch nicht zu viele Arbeiten ausgestellt werden und die Auswahl aus einem Pool an Bildern kann ja, zu unterschiedlichen Zeiten auch unterschiedlich ausfallen.
Jedenfalls mag ich diese Aufnahme auch sehr. Auch wenn mir so überhaupt nicht einfallen möchte, wo ich diesen Masten und die dahinter liegenden Hochspannungsleitungen aufgenommen hatte.
Als Besonders daran empfinde ich diese acht kleinen, s-förmigen Verbindungsstücke und die insgesamt vier kugelförmigen Markierungen in den Leitungen. Der Mast trennt mir auch sehr schön die beiden Bildhälften.
Jedenfalls ist es ein unerwarteter und durchaus ästhetischer Archivfund, der definitiv einen Print wert war. Dieser Print steht nun neben mir am Schreibtisch und wird mich die nächsten Tage bei der Arbeit am Computer begleiten.