Dies ist keine Fotografie
1929 hatte der französische Künstler René Magritte ein Ölbild auf dem er eine Pfeife abgebildet hatte mit dem Schriftzug „Dies ist keine Pfeife.“ versehen. Damit wollte Magritte darauf hinweisen, dass es sich bei seinem Ölbild eben nur um ein Bild einer Pfeife handelt. Man hatte es ja mit einem Bild, einem Abbild zu tun und nicht einer echten, realen Pfeife die man auch rauchen konnte.
Ich behaupte jetzt mal, dass Bilder die Mittels KI generiert worden sind keine Fotografien sind.
Hört man Menschen im alltäglichen Leben beim Sprechen über Bilder zu, dann bemerkt man doch bald, dass vielen einfach nicht klar ist was den eine Fotografie eigentlich ist.
Was ist eine Fotografie?
Das Wort Fotografie oder die alte Schreibweise Photographie, die mir rein persönlich optisch besser zusagt bedeutet eigentlich „Schreiben, Malen oder Zeichnen mit Licht“.
Ein weiterer wichtiger Punkt um eine Fotografie von anderen Gattungen der Bildenden Künste zu unterscheiden ist folgender.
Die Fotografie ist eine bildgebende Methode, die mithilfe eines optischen Verfahrens ein Lichtbild auf ein lichtempfindliches Material projiziert und dort direkt und auch dauerhaft speichert.
Ein ganz wichtiger Punkt ist dabei der, das ein Lichtbild auf ein lichtempfindliches Material projiziert wird.
Dabei ist es irrelevant ob es sich beim lichtempfindlichen Material um eine mit Asphalt beschichtete Zinnplatte wie sie Joseph Nicéphore Niépce Anfang des 19. Jahrhunderts verwendet oder um ein lichtempfindliches Stück Papier, das die darauf liegenden Gegenstände in deren Umrissen durch Licht, z.B. die Sonne abbildet, handelt.
Den Schlusspunkt der lichtempfindlichen Materialien setzten vor dem Aufstieg der digitalen Fotografie, die in zahlreichen Formaten erhältlichen Filme der analogen Fotografie.
Alle diese Verfahren haben gemeinsam, dass Licht reflektiert von einem Motiv seinen Weg entweder direkt oder projiziert durch optische Verfahren seinen Weg auf lichtempfindliches Material findet um dann dort auch dauerhaft festgehalten zu werden.
Diesen Gedanken folgend ist es nur klar, dass man zu dem Schluss kommt, dass alle anderen Verfahren die zu einem Bild führen nicht als Fotografie bezeichnet werden können.
Daraus ergibt sich für mich, dass Bilder die mittels einer KI erzeugt worden sind, eben keine Fotografien sind. Sondern einfach mittels KI erzeugter Bilder.
Dabei geht es mir überhaupt nicht darum die etwaige Kreativität des Bilderzeugers im Umgang mit den Mitteln der KI zu schmälern. Allerdings halte ich es in dem Moment, in dem ein Bild durch diesen Bilderzeuger mithilfe der KI generiert wird, für einen Fehler diese Person als Fotograf:Inn in Bezug auf eben dieses generierte Bild zu bezeichnen.
Denn es wird ja im Moment der Erzeugung auch kein Verfahren der Fotografie verwendet.
Selbst wenn dieses KI-Bild dann auf einem Fotopapier ausbelichtet, bzw. Mithilfe von Pigment-Druckern auf Standard- bzw. Fine Art - oder Baryt-Papier gedruckt wird, handelt es sich noch immer nicht um eine Fotografie.
Die Art und Weise des Entstehungsprozesses ist eben entscheidend, ob es sich beim Endergebnis um eine Fotografie handelt oder nicht.
Es gibt noch einen anderen Aspekt, der nicht ausser Acht zu lassen wäre. Damit mithilfe von Licht eine Fotografie entstehen kann, muss sich das Motiv auch real vor dem lichtempfindlichen Material befinden. Auch dieser Punkt ist selbstredend beim Endergebnis, eines mittels KI erzeugten Bild nicht gegeben.
Die Entstehung eines KI-Bildes hat für mich mehr mit der Entstehung von Bildmotiven durch Composing zu tun. Ein Composing ist ja ein Bild, das aus den verschiedensten Bildern oder Bildteilen zusammengesetzt ist. Dabei können surreale Bilder oder aber auch Arbeiten entstehen, die auf den ersten Blick von einer echten Fotografie nur sehr schwer zu unterscheiden sind.
Da hinter einem mit KI erzeugten Bild ebenfalls durch maschinelles Lernen auf eine riesige Anzahl von Bildvorlagen, Bildteilen und Bildbeschreibungen zurückgegriffen wird, ist die Ähnlichkeit der Bilderzeugung mittels Composing nicht von der Hand zu weisen.
Auch im Falle von Bildern die mittels der Technik des Composings erzeugt wurden, geht es mir wie bei KI-Bildern nicht darum die Kreativität des Bilderzeugers zu schmälern.
Sowohl Composings-, als auch KI-Bilder sind aber letztendlich eben keine Fotografien.
Sind nun KI-Bilder die große Gefahr für Fotograf:Innen?
Wie immer lässt sich das bei der breiten Einführung einer neuen Technologie nicht wirklich voraussagen, wie sich denn die Dinge weiterentwickeln werden.
In vielen Bereichen der Werbung, die heute noch durch die Werbefotografie abgedeckt wird, könnte ich mir schon vorstellen das es hier zu Veränderungen kommen wird. Entstehen dort doch auch viele Bilder bereits mittels computergestützten Grafiken.
Fotograf:Innen, die im Gegensatz zum Durchschnitt ja oft ein besonderes Gefühl und Verständnis von Bildkomposition und Aufbau haben, könnten natürlich mit der nun in der Breite verfügbaren neuen Technik der KI-Bilder, auch in machen Bereichen Punkten und Kunden gewinnen.
Das nun, einer der größten Fotografie - Wettbewerbs Veranstalter nun auf ein mittels KI erzeugtem Bild hereingefallen ist, zeigt mir nur dass eben niemand dort genau hinterfragt hatte, was den eine Fotografie genau eigentlich ist.
Eventuell, waren in den Jahren davor schon Bilder auf den Siegerpodesten, die eigentlich auch nicht mittels der Technik der Fotografie erzeugt worden waren.
Fotowettbewerbe an sich muss man im Sinn für ich selbst immer hinterfragen, welchen Nutzen man selbst daraus zu ziehen hofft. Auch muss einem klar sein, dass die Jury (derzeit noch) aus Menschen besteht und diese ist dadurch höchst fehlbar ist in allen Bereichen, in denen man versuchen könnte eine Fotografie zu beurteilen.
KI-Bilder sind eben keine Fotografien.
PS:
Das eine Fotografie eigentlich ein durch Licht, auf einem lichtempfindlichen Material dauerhaft festgehaltenes Abbild eines Motivs ist, bringt mich auch auf den Gedanken irgendwann darüber nachzudenken ob die Bilder, die mittels einer Digital-Kamera entstehen überhaupt Fotografien sind. Fehlt hier doch der Aspekt des dauerhaften Festhaltens. Denn weder die früher verwendeten CCD, noch die modernen CMOS - Sensoren speichern das durch Licht generierte Abbild am lichtempfindlichen Sensor „dauerhaft“ am Sensor. Doch dazu eventuell irgendwann wann später eine Beitrag im Blog.