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Fotografien als Rarität?

Fotografien gibt es wie Sand am Meer. Nahezu überall kann man sie kaufen. Im Internet, bei der Galerie ums Eck und bei Ikea. Bei der Durchsicht alter Fotozeitschriften ist bei mir folgender Gedanke hängen geblieben.„Wer im Bildermarkt verkaufen möchte, muss sich die Spielregeln und Gepflogenheiten dieses Marktes aneignen“. Die Fotografie hatte es von Anfang schwer als weitere Kunstform akzeptiert zu werden.



Um fotografische Abbilder zu machen war ein mechanischer Apparat notwendig. Das Zusammenwirken von Mechanik und Optik, also Technik war eine Voraussetzung um zu einem fotografischen Abbild zu gelangen. Kunst die mithilfe von Technik hergestellt worden war, wurde am Anfang der Fotografie das Künstlerische in Abrede gestellt. Interessanterweise waren die Fotografien der Anfangszeit eigentlich Einzelstücke.

Durch das Negativ-Positiv Verfahren wurde dann über kurz oder lang aus jeder Fotografie ein Massenprodukt. Auch wenn Anfangs mit diesem Verfahren die Fotografien noch in kleinen Stückzahlen reproduziert wurden, so handelte es sich im Kern doch um eine Möglichkeit Fotografien endlos zu vervielfältigen.

Unsere heutige digitale Fotografie ist die Fortsetzung dieser Möglichkeiten der Vervielfältigung. Alles Digitale lässt sich ohne Qualitätsverlust auf unseren Computer kopieren. Pigment/FineArt Prints und Laser-Ausbelichtungen können in immer gleichbleibender Qualität unsere Fotografien zu Papier bringen.


Editionen sollen von Massenprodukten unterscheiden
In den Köpfen der meisten Menschen geht leichte Vervielfältigbarkeit immer einher mit geringem Wert. Dieser Gedanke ist wie vieles in unserem Wirtschaftssystem eine Übereinkunft, aber keinesfalls ein Naturgesetz.

Mit der Druckgrafik wurde vor einigen Jahrhunderten eine Technik eingeführt mit der Kunst leicht zu vervielfältigen war. Um Druckgrafiken künstlich im Wert hoch zu halten, griff man zu einem Kniff. Es wurden Auflagen und Limitierungen eingeführt. Die verfügbare Menge wurde künstlich begrenzt.

Durch diesen Kniff konnte man nun etwas, dass eigentlich einfach zu reproduzieren war die scheinbare Qualität eines Originals zuweisen. Selbstverständlich ging damit auch der Gedanke einher, dass etwas, das nur wenig vorhanden ist, automatisch auch wertvoller sein müsse.

In der Fotografie wird diese nunmehr gut 600 Jahre alte Tradition der Auflage/Limitierung von vielen Fotograf:Innen fortgeführt. Edition sollen von den massenweise produzierten Fotografien unterscheiden. Man versucht wie schon bei der Druckgrafik mit Auflage und Edition auf künstliche Art den Wert einer Fotografie zu steigern und das obwohl FineArt-Prints oder digitale Ausbelichtungen sich von Print zu Print eigentlich nicht unterscheiden.

Hatten und haben handgemachte, chemische Abzüge nach der Einführung des Negativ-Positiv Verfahrens noch Unikat-Charakter, so ist das bei digitalen Prints ohne künstlichen Eingriff nicht mehr der Fall.


Editionen sagen nichts über Qualität aus
Seit einigen Jahren biete ich meine Fotografien als Prints an. Irgendwann beschäftigt man sich dabei auch mit dem Thema der Limitierung und Auflage.

Erhofft man sich doch, wenn man dieses Spiel mitspielt höhere Weihen in der Fotografie und vor allem einen höheren Verkaufspreis der eigenen Arbeiten.

Bedenkt man, dass die Vervielfältigbarkeit eines der wesentlichen Eigenschaften der Fotografie ist, dann muten künstliche Beschränkungen auf eine bestimmte Stückzahl irgendwie unpassend an.

Obwohl ich bis dato selbst dem Versuch der Limitierung unterlegen bin, so stellt sich mir in der letzten Zeit doch sehr die Frage über die Sinnhaftigkeit dieser Massnahme. Höhere Verkaufschancen bzw. höhere Preise konnte ich durch Limitierungen damit bis dato nämlich keine verbuchen.

Zumal ja eine Edition, eine Auflage auch überhaupt nichts über die Qualität des Prints oder über die Qualität der fotografischen Arbeit an sich aussagt.

Eigentlich sind Limitierungen ein Marketing-Gag. Sicherlich in abgehobenen Kunstkreisen lassen sich die Beteiligten mitunter auch durch diesen Gag blenden.

Doch in der realen, echten Welt - mit normalen, durchschnittlichen Menschen wie Du und Ich, bringt eine Edition und der Hinweis durch eine Beschriftung an der Fotografie darauf, so gut wie gar nichts.

Bildkäufer:Innen in den letzten Jahren bemerkten die vermeintliche Qualitätssteigerung durch meine Limitierung gar nicht oder konnten mit Beschriftungen wie Ed. 11/42 gar nichts anfangen und fragten nach Erklärungen. Sicherlich könnte jemand aus der Kunstszene dabei nun auf Unwissen und fehlende Bildung in Sachen Kunst hinweisen.

Noch niemand hat mir nach der Aufklärung über Auflage und Edition, einen meiner Prints aus der Hand gerissen und ob der vermeintlich begrenzten Auflage auch gleich freiwillig mehr dafür bezahlt.

In der Welt in der ich mich bewege, die Menschen die sich für meine Fotografien interessieren, machen sich nichts aus der bis dato von mir künstlich angeboten Limitierung.

Ausschlaggebend ist bisher immer das Motiv selbst gewesen. Gefiel es und war der Preis den ich mir dafür vorstellte „vernünftig“, dann wurde es meist auch gekauft.

Auflage, Edition, Limitierung hin oder her.


Bis zu 500 Stück…
Fotografien sind mit den heutigen technischen Möglichkeiten kein knappes Gut. Auch wenn einem das mittels Limitierungen und Auflagen vorgegaukelt wird.

Trotzdem machen viele beim Tanz um die Auflage und Limitierung mit.

Es stimmt schon, es gibt weltbekannte Fotografen die ihre Arbeiten auf eine bestimmte Stückzahl begrenzen. Doch an den Erfolg in diesen Dimensionen heranzureichen ist für die allermeisten von uns heute vollkommen unrealistisch. Viele von diesen Fotografen sind schon mehrere Jahrzehnte im Geschäft.

Michael Kenna z.B. limitiert seine Arbeiten auf eine bestimmte Stückzahl. Bei Bruce Barnbaum kann man dagegen ohne weiteres 500 Stück einer ausgewählten Fotografie bestellen.

Ansel Adams hatte keine Limitierungen der eigenen Fotografien vorgesehen. Er sah in der technischen Weiterentwicklung der fotografischen Prozesse und des eigenen Wissens in der Dunkelkammer immer die Chance auch noch nach Jahren zu noch besseren, schöneren und den Vorstellungen des Fotografen noch mehr entsprechenden Prints zu kommen.

Auch in der digitalen Fotografie gibt es immer noch Fortschritte. Der Plafond des Machbaren ist aber in einigen in einigen Bereichen bald erreicht. Doch derzeit kann ein digitales Bild von neuerer Software und Druckern in Sachen Qualität noch profitieren.

Auflagen und Limitierungen verhindern das aber.


Limitierungen = Höherer Verkaufspreis?
Limitierte Auflagen einzelner Fotografien sollen einfach wertiger und wertvoller wirken. Vor allem erhofft man sich durch die Limitierung eine höheren erzielbaren Verkaufspreis.

Diese Erwartungen sind meist ebenso unrealistisch wie die Abbilder auf unseren Fotografien. In den letzten Jahren konnte ich viele meiner Prints bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten verkaufen. Meine bisherige Limitierung auf 42 Stück brachte mir allerdings nur viele Fragen.

In der Wiederbelebung mancher analoger Verfahren aus der Anfangszeit der Fotografie läge die Chance auf Unikate. Doch wird man in der Regel sehr selten Käufer für Fotografien finden, die es nur ein einziges mal gibt und dann auch noch sündhaft teuer wären.

Der Kniff der Limitierung, dieser Trick des Marketing zieht wahrscheinlich beim gebildeten Kunstpublikum noch am ehesten. Obwohl diese Klientel es eigentlich besser wissen sollte. Da werden z.B. Zertifikat ausgestellt um die Limitierungen auf eine bestimmte Stückzahl beweisen zu können. Inwieweit das in ferner Zukunft dann auch noch nachvollziehbar bleibt, kann heute niemand voraussagen.

Es gibt jede Menge Möglichkeiten um nach dem Auslaufen einer Edition, dann doch noch eine Möglichkeit zu finden um eine weitere, wie auch immer gelagerte, besondere Auflage davon zu produzieren.


Limitierungen - Ein Unsinn
Der sogenannte Kunstmarkt, ist ein geschlossenes System zur Bewirtschaftung von Aufmerksamkeit. Selbstdarstellung und verschiedene Formen der Abgehobenheit sind bei vielen Beteiligten dieses Systems in den verschiedensten Formen in der Regel vorzufinden.

Das zeigt sich immer wieder in schwer verständlichen Kunstprojekten und Ausstellungen, nach deren Besichtigung viele das Gefühl haben zu dumm für Kunst zu sein. Projekte, Arbeiten, Werke bei denen man das Gefühl hat, sie seien an den Haaren herbeigezogen, sowie Texte und Beschreibungen die wie „hinterher“ formuliert wirken.

Limitierungen machen die Werke an der Wand dann auch nicht wirklich wertvoller.

Um nochmal auf den Eingangs erwähnten Gedanken
„Wer im Bildermarkt verkaufen möchte, muss sich die Spielregeln und Gepflogenheiten dieses Marktes aneignen“
zurück zu kommen…

Ob man nun die eigenen Arbeiten „künstlich“ limitiert muss jeder für sich selbst entscheiden. Wie man unschwer aus den vorangegangen Zeilen entnehmen kann, halte ich das Limitierung von digital produzierten Prints mittlerweile für Unsinn. Einen Unsinn, denn ich bei meinen eigenen Prints nun beenden werde.

Persönlich sehe ich keine Schmälerung meiner Fotografien wenn sie in größerer Stückzahl unters Volk gebracht werden.Limitierungen fühlen sich für mich mittlerweile „aufgesetzt“, „künstlich“ und „übertrieben“ an.

Meine Prints werden wie bisher in Zukunft weiterhin „signiert“ und „beschriftet“. Die Kennzeichnungen meiner Limitierung wird nach und nach verschwinden und aus persönlichem Interesse werden die Prints dann mit einer vorlaufenden Nummerierung versehen sein. Somit habe ich dann in Zukunft eine Möglichkeit mit der verkauften Stückzahl meiner Fotografien anzugeben.

Etwaige Spielregeln und Gepflogenheiten des sogenannten Kunstmarktes sind in dem Bereich in dem ich mich mit meiner Fotografie bewege nicht massgebend. Ausserdem muss man gut überlegen ob man im großen Zirkus Kunstmarkt überhaupt mitspielen möchte und ob man realistischerweise überhaupt mitspielen könnte.

Ich wage zu behaupten, dass eigentlich alle Menschen die in der Vergangenheit von mir Prints erworben hatten, dass hauptsächlich deshalb getan haben, weil ihnen meine Fotografien schlicht und einfach gefallen hatten. Limitierungen hatten, so hoffe ich damit nichts zu tun.


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© Herbert Koeppel