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Traun-Donau Auen - 42 Fotografien / #6

Gerade in der Naturfotografie pochen viele Fotograf:Innen auf eine naturgetreue Wiedergabe von dem, was sich vor der Kamera befunden hat. Dabei ist es oft wesentlich reizvoller, in einer Fotografie das wiederzugeben, was man sich beim Blick auf ein Motiv eventuell vorgestellt hatte. Eine Fotografie sollte ja sowieso eher nicht mit der Realität verwechselt werden. Ich glaube Man Ray sagt man folgenden Gedanken nach.



„Wir fotografieren Dinge aus zwei Gründen.
Zum einen wegen dem was sie sind und zum anderen wegen dem was sie sein können.“

Unser Sehsystem funktioniert nicht wie eine Kamera samt Objektiv. Auch ist es per se nicht die Aufgabe der Fotografie, genau das zu zeigen was sich im Moment der Aufnahme vor der Kamera befunden hatte. Bei der Aufnahme die Grundlage für eine weitere Nachbearbeitung zu legen und das Ergebnis dann als Interpretation zu bezeichnen, ist durchaus ein legitimer Zugang zur Fotografie.

Bild #6 aus dieser Serie ist definitiv so ein Bild für mich.

Entstanden ist es in einem etwas weniger zugänglichen Teil der Traun-Donau Auen. Nicht das dieser Ort versteckt wäre, aber man läuft nicht einfach so daran vorbei. Obwohl ich nun schon wirklich viele Jahre in dieser Landschaft unterwegs bin, so findet man doch ab und zu ein Plätzchen, an dem man selbst noch nicht war. Das gilt auch für den Ort.

Der Trend oder sagen wir besser, die im Moment vorherrschende Bauweise bei digitalen Kameras kommt ohne einen Schwingspiegel aus. Die digitale Fotografie brachte die Eigenschaft mit, jede Aufnahme sofort kontrollieren zu können. Spiegellose System haben diese Eigenschaft noch auf den Zeitraum vor dem Auslösen ausgedehnt.

Da man bei diesem Konstruktionstyp das Bild immer über ein Display betrachtet, bekommt man eine gute Ahnung davon, wie die Aufnahme ausfallen wird.

Die Aufnahmen haben dadurch die Chance zumindest mal technisch besser fotografiert zu werden. Allerdings starrt man dabei immer auf einen Bildschirm, sei es im elektronischen Sucher oder aber nach der Aufnahme beim Blick auf das rückwärtige Kamera-Display. Irgendwie ist man dabei auch immer vom eigentlich Motiv getrennt - blickt man doch meistens über einen Bildschirm auf die Welt vor der Kamera.

In letzter Zeit wirkt hier die Verwendung von analogen Kameras auch in meine digitale Fotografie hinein. Hat man die Bildkontrolle bei einer DSLR ausgeschaltet, so unterliegt man nicht mehr der Versuchung uns kontrolliert ständig seine Aufnahmen, man ist, so empfinde ich es mittlerweile mehr mit dem Motiv verbunden.

Allerdings hat ein elektronischer Sucher für mich auch einen Vorteil, den mir ein optischer Sucher nicht bieten kann. Gerade in der digitalen Schwarzweiss-Fotografie ist der elektronische Sucher für mich zu einem nützlichen Mittel der Visualisierung meiner (möglichen) Aufnahme geworden. Hat man die Kamera so wie ich auf SchwarzWeiss-Wiedergabe eingestellt, so sieht man das ja auch dann bereits im Sucher.

Wie so oft, zeigt sich auch hier, dass die digitale Technik natürlich auch Vorteile mit sich bringt, aber letztendlich einem auch mehr trennen kann von dem, was sich vor der Kamera befindet.

Bezugnehmend auf den Eingangs erwähnten Gedanken von Man Ray, sah ich von Anfang an mehr in diesem im Wasser liegenden Stück Todholz. Auch ohne meiner kontrastreichen Nachbearbeitung zeichnete sich für mich bereits die Form eines Meeresbewohners ab. Wir Menschen erkennen ja leicht und gerne irgendwelche Formen in der Natur.

Für mich war es eine Art von Fisch, Rücken- und Schwanzflosse waren dabei gut erkennbar. Welche Art von Fisch man nun erkennen mag, dass überlass ich gerne den Bildbetrachter:Innen. Mein Fisch, muss ja nicht unbedingt auch der anderer Betrachter:Innen sein.

Reizvoll machte dieses Motiv für mich auch die Spiegelung im Wasser. Sie komplettiert die Form dieses Wesens für mich. Es entsteht dadurch fast schon die Illusion eines kompletten Körpers.

Es mag für so manchen Naturfotografen seltsam klingen, aber mir persönlich sind fotografische Begegnungen mit solchen Phantasie-Tieren eigentlich lieber, als bereits tausendfach fotografierte Tiere in solchen Landschaften.

Hin- und wieder stolpert man bei einer Tour durch die Au eben auch über solche „Holztiere“.




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