Nachhaltigere FineArt Prints? - Zweiter Teil
Nach gemütlichen 5 Tagen, über eine Strecke von knapp 700km ist das Paket von Hahnmühle bei mir eingetroffen. Auf so einer Distanz hinterlassen natürlich Transportmittel ebenfalls wieder diverse Rückstände und CO2 in die Umwelt. Aber irgendwie muss das Paket ja bei mir ankommen, schlussendlich kann ich ja jetzt nicht in die Nähe von Hahnmühle umziehen und mir FineArt Papiere mit dem Fahrrad abholen.
Ein Sample-Pack von 10 A3+ Seiten ist ja genau betrachtet nicht wirklich schwer oder gar dick - Hahnemühle hat die Papiere aber doch in einer ganz beachtlich großen Verpackung auf den Weg geschickt. Wahrscheinlich hätte es auch eine flachere Schachtel sein können.
Wie angekündigt fanden sich darin je zwei Papiere der Natural Line…
Bamboo, 290g
Hemp, 290g
Agave, 290g
Sugar Cane, 300g
Bamboo Gloss Baryta, 305
Die Lieferzeit über fünf Tage hat mir genügend Zeit gelassen um mir aus meinem Archiv zwei Motive zum Drucken herauszusuchen.
Das Bild „Rain“ ist für mich immer wieder etwas besonders - leider habe ich viel zu wenige Ausarbeitungen, die mich an eine Bleistift-Zeichnung erinnern bis dato zustande gebracht. Die Schneestudie, die am Dachstein Hochplateau entstanden war, zeichnet sich für mich immer durch viele feinen Detail im Schnee aus. Der Plan war nun, diese zwei Motive auf einem Teil der Samples zu drucken.
Zu meiner Überraschung kannte Mirage aber einige der Papiere der Natural-Line noch nicht. Auch der aktuelle Download des Medienpaktes von Dinax für Hahnemühle kennt nicht alle aktuellen Papiere dieser Linie. Aber neue Papiere samt ICC-Profilen in Mirage einzubetten ist jetzt kein großer Aufwand.
Länger beschäftigt hat mich dann die Tatsache, dass ich über Mirage beim Canon Pro-2100 auf A3+ Papier keinen erweiterten Rand aktivieren konnte. Dadurch bin ich bei meinen Testausdrucken nicht zu meinem 2cm umlaufenden Weissrand gekommen. Zwei Bilder á 20x20cm mit umlaufenden Rand von 2cm sollten sich auf einem A3+ mit den Abmessungen 32,9 x 48,3cm ja eigentlich gut ausgehen - ganz knapp, zwar aber doch - tun sie aber nicht.
Also mussten die beiden Motive dann händisch so positioniert werden, dass sich umlaufend annähernd der gleiche Weissrand ergibt. Daraus ergab sich, dass ich bei den Prints nicht überall auf 2cm umlaufenden weissen Rand kam und dass das Schneiden ohne Schnittmarken langwieriger und mühsamer war. So wird es wohl für diesen Zweck in Zukunft nicht die A3 Papier-Variante werden. Am sinnvollsten erscheint mir da doch der Druck von der 24“ breiten Rolle zu sein.
Der Druck an sich war widerstandslos, bis auf die Tatsache das diese Papiere immer an den Ecken etwas glatt gestrichen werden sollten und ein wenig gerade gebogen werden wollten.
Da lagen sie dann nebeneinander die Prints auf Bamboo, Bamboo Gloss Baryta, Hemp, Agave und Sugar Cane.
So nebenbei - als Produktfotograf bin ich vollkommen unbrauchbar! Denn was man mit blossem Auge sehr gut sieht, nämlich die Unterschiede zwischen diesen Papieren, ist mir einfach mittels Abbildung so überhaupt nicht gelungen. Aber wenn es interessiert, ich kann diese Sample-Prints auf Wunsch gerne bei diversen Gelegenheiten mitbringen.
Wie erwartet haben die Bamboo Papiere eine eher wärmere Eigenfarbe, wobei das Gloss Baryta Bamboo sogar noch etwas wärmer wirkt - das ist, sofern man die warme Eigenfarbe von Baryt-Papier mag auch vollkommen in Ordnung. Das Hemp Papier ist im Gegensatz zum Agave um einen Tick wärmer, wirkt aber nicht mehr so warm wie die auf Bamboo basierenden Papiere. Sugar Cane hat dann wiederum eine etwas andere Färbung als das Hemp-Papier. Möchte man ein eher weisses Papier so wird man mit allen Papieren aus der Natural Line nicht gänzlich glücklich, am ehesten noch mit dem Agave-Papier. Wer Wahl hat, hat die Qual - das war mir vor der Beschäftigung mit diesem Thema schon klar.
Agave, Hemp und Bamboo ohne und mit Baryta wären jetzt mal vom Betrachten her meine Favoriten. Aber im ersten Beitrag hatte ich ja angemerkt, dass die Nachhaltigkeit - also der Resourcen-Verbrauch und der Transport bei meiner Auswahl eine große Rolle spielen werden, daher ergibt sich für mich nun folgende Reihung.
Hemp, Agave und Bamboo. Der Transportweg des Hemp-Papiers ist einfach unschlagbar - der Hanf dafür kommt ja aus Frankreich. Das Agave-Papier, kommt aus Mexico hat daher einen etwas kürzeren Transportweg als das Bamboo-Papier aus Süd-Ost Asien bis zur Hahnemühle nach Deutschland.
Wenn sich nun jemand von Euch fragt ob sich der Aufwand überhaupt lohnt, dann ist diese Frage nicht ganz unberechtigt. Denn ganz ehrlich - 99,9% der Käufer:Innen meiner Prints haben mich noch nie zum Thema Papier befragt. Ob ich nun auf Epson Enhanced Matte Paper, Tecco PM 230, Ilford Studio Matt 235, Canson Baryta Photographique Matt II oder gar auf Zeichenpapier gedruckt hatte - eigentlich interessierte das bis dato quasi überhaupt niemanden - solange ihnen die Gesamterscheinung gefallen hatte.
Jetzt ist mein Kopf aber voll mit dem Wissen über unseren unersättlichen weltweiten Papierverbrauch und nun auch mit Erfahrung dazu, dass man durchaus nachhaltigeres FineArt Papier für seine eigenen Prints nutzen könnte. Da könnte ich natürlich nun die Augen davor verschliessen und mir z.B. denken - ich fahre es so gut wie nicht mehr mit dem PKW. Aber das funktioniert leider nicht - zumindest nicht bei mir. Aus dem Wissen sollte nun eine Handlung folgen, die sich für mich im Alltag umwelt- und klimafreundlich niederschlägt.
Ein nicht zu vernachlässigender Faktor ist natürlich der höhere Preis der Papiere der Natural-Line. Eine Rolle Hahnemühle Hemp 290g (24“ x 12m) kommt in etwa auf € 286,- . Die Rolle Ilford Studio Matt 235 (24“ x 25m) kostet dagegen in etwa € 83,- . Da braucht man nicht lange nachrechnen - Hahnemühle ist hier mehr als 3x so teuer. Allerdings ist das Hemp-Papier ja per Definition auch ein FineArt Papier und das Studio Matt ein mattes Fotopapier. Ausserdem druckt man auf einem 3x so teuren Papier auch nicht mehr jedes vermeintliche Kunstwerk aus, man wird noch kritischer bei der Wahl des Motivs für einen Print.
Die allermeisten Kunden werden ohne einem extra Hinweis darauf den Unterschied kaum wahrnehmen. Doch auch meinen bisherigen Prints auf FineArt Papier von Canson waren schon um einen Tick teuerer als auf einfachere Papiere, aber da ich ein großer Verfechter der vernünftigen Preise für Prints bin, waren und sind meine Preise immer leistbar gewesen. So denke ich wird ein Print in meiner Standardgröße von 20x20cm auf 24x24cm Papier um € 38,- auch weiterhin Abnehmer:Innen finden.
Ich fühle mich bei der Verwendung dieser Papiere in Sachen Umwelt einfach besser und leiste einen kleinen Beitrag meinFineArt Printing ökologicher zu machen. Käufer:Innen haben dadurch ebenfalls die Gewissheit Prints auf nachhaltigerem Papier als sonst zu bekommen. Wohlgemerkt trifft das mal ausschliesslich für meine eigenen Prints zu.
Alle, die meinen FineArt- bzw. Selber-Drucken Service nutzen haben ja weiterhin die freie Wahl auf welchen Papieren sie ihre Arbeiten ausdrucken möchten.
Somit ist die Entscheidung für mich bis auf weiteres gefallen - die Papiere Hemp, Agave und Bamboo gefallen mir bedruckt im Endergebnis sehr gut und werden in Zukunft das Trägermaterial für meine Fotografien sein. Ich verstehe es als Zeichen, dass man auch mit kleinen Veränderungen auch einen, wenn auch kleinen Beitrag für unsere Umwelt leisten kann - man muss es einfach nur tun.
Auch kleine Veränderungen sind sinnvoll und um mich mit einem fremden Begriff zu schmücken - „enkelfähig“….
PS: Das Sample Pack wurde mir übrigens von Hahnemühle nicht geschenkt!
Falls jemand gegenüber meiner photographischen Arbeit seine Wertschätzung auf simple Art und Weise ausdrücken möchte, so hat er/sie mittels Dāna hier die Möglichkeit dazu.