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Der Zauber des (technischen) Anfangs

Vor kurzem hatte ich innerhalb einer guten Woche an mehreren Terminen das Vergnügen mit Menschen zusammenzukommen, die gerade mit dem Fotografieren beginnen, bzw. sich vorgenommen haben mit der ausschliesslichen Verwendung der Vollautomatik bei ihren Kameras Schluss zu machen und anzufangen, die Kontrolle über ihre Kamera zu bekommen.


Aufgenommen im März 1998

Unterschiedliche Menschen, darunter fünf Frauen und vier Männer stellten sich dabei der Herausforderung die Kontrolle über die eigene Kamera zu übernehmen und dabei die notwendigen technischen Grundlagen der Fotografie durchzuarbeiten.

Vor etwa 27 Jahren ist es mir ähnlich ergangen. Aus einer eher anfänglichen ablehnenden Haltung gegenüber der Fotografie, am Anfang der 90iger Jahre - ist einige Zeit später eine bis heute intensive und andauernde Auseinandersetzung mit der Fotografie entstanden. Als quasi blutiger Anfänger war ich zu diesem Zeitpunkt froh, jemanden zu haben der mich beim Einstieg in die Fotografie etwas an der Hand nahm und mir dabei versuchte die Grundlagen der Fotografie zu vermitteln.


Aufgenommen im Jänner 1998

Diese Unterstützung erhielt ich damals aus der Familie, genauer gesagt von meinem Onkel Heinrich. Geduldig, aber mit der Genauigkeit eines Akademikers versuchte er mit die Zusammenhänge zwischen Verschlusszeit, der Blende und der Wahl der ISO-Einstellung zu vermitteln.

Rückblickend war das eine der interessantesten und spannendsten Momente in der Fotografie für mich. Alles war neu und hinter jedem neuen Begriff stand sehr oft zunächst immer ein großes Fragezeichen. Diese vielen Fragezeichen lösten sich dann mit der Zeit in Luft auf und nach und nach stellte sich ein Verständnis dafür ein, was hinter dem Begriff der „Belichtung“ steckt.

Das Zusammenspiel von Verschlusszeit, der Blendeneinstellung und des ISO-Wertes wurde mit der Zeit klarer und klarer, bis es eigentlich irgendwann selbstverständlich wurde.


Aufgenommen im Jänner 1998

Allerdings hat das eine ganze weile gedauert. Eine der ältesten Aufnahmen aus meinen digitalen Anfangszeiten reichen bis zum November 1997 zurück. Meine erste digitale Kamera - eine Apple QuickTake - kannte z.B. gar keine Programm-Einstellungen. Sie kannte weder P, A, S oder gar M. Auch gab es keine Möglichkeit, irgendwelche ISO - Einstellungen zu machen. Man hielt die Kamera in die Richtung des Motivs und drückte einfach ab.




Auch meine nächste Digitale, eine Olympus C-1400L mit heissen 1,4MP konnte im Prinzip nicht viel mehr als die QuickTake von Apple davor.




Erst mit der Minolta RD-175 konnte ich zwischen Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik und Manuell wählen.



Der Sprung von 1,4MP auf satte 1,8MP war zwar nicht gewaltig, dafür war es nun eine richtige D-SLR mit auswechselbaren Objektiven. So nebenbei, die RD-175 hatte kein Display auf dem man die gerade gemachten Aufnahmen betrachten konnte - für die meisten heutigen Nutzer von digitalen Kameras wahrscheinlich unvorstellbar.

Es gib so Momente im Leben, an die erinnert man sich einfach. Zwischen meinen ersten Gehversuchen Ende der 1990iger Jahre bis zum großen a-Ha Erlebnis in Punkto dem Verständnis für die Belichtung gingen doch einige Jahre ins Land.


Aufgenommen im März 1998

Einige Jahre später war ich mit dem bereits erwähnten Onkel unterwegs im Lainzer Tiergarten. Damals war ich bereits mit einer Nikon D100 mit unglaublichen 6MP unterwegs. Bis dahin hatte ich meist immer mit der Zeitautomatik, also der Blendenvorwahl gearbeitet. Doch während diesem Ausflug in den Lainzer Tiergarten begann ich ausschliesslich den Belichtungs-Modus „Manuell“ zu verwenden. Irgendwann an diesem Tag, haben dann die Begrifflichkeiten - Verschlusszeit, Blende, ISO - Einstellung und die Belichtung total Sinn gemacht. Eine fototechnische Erleuchtung wenn man so will!

Wie man sehen kann, hat es trotz meiner damals schon langen Beschäftigung mit der Fotografie, doch etwas gedauert bis alles so richtig ins Gehirn gesickert ist.

Wenn ich mit fotografischen Anfänger:Innen unterwegs bin, erkenne ich oft deren Selbstzweifel ob sie die Dinge wie Belichtung, Verschlusszeit, Blende und ISO - Einstellung jemals verstehen werden. Doch das tut man, es ist nur eine Frage der Zeit. Gerade mit der digitalen Fotografie kann die Lernkurve - wenn man Zeit investiert - sehr schnell steil werden.

Selbstverständlich könnte man auch mit einer Halb-Automatik wie z.B. der Blendenvorwahl (Zeitautomatik) als Anfänger beginnen. Ich bin aber der Meinung und die Erfahrungen der letzten 20 Jahre Workshops hat mir gezeigt, dass wenn man ein wirkliches Verständnis für diese Zusammenhänge bekomen möchte, diese ziemlich gut mit viel Übung über das „M“ - das manuelle Belichtungsprogramm erhält.

Zumindest in der fotografischen Anfangszeit, sollte man - so ist meine Empfehlung - so oft wie nur möglich beim Fotografieren den Modus „M“ verwenden. Hätte ich das konsequent von Anfang an durchgezogen, so hätte es nicht einige Jahre gedauert bis es bei mir „Klick“ gemacht hatte.

Um nochmals auf die Anfang zurückzukommen. Wenn ich mir heute so das Bildmaterial das ich zwischen 1997 und 1998 aufgenommen ansehe, dann erkenne ich darin vor allem zwei Dinge.

Denn Spass und die Experimentierfreude die ich am Beginn meiner Beschäftigung mit der Fotografie hatte. Meine damaligen Kameras habe ich auf alles gerichtet, was mir nur irgendwie interessant vorgekommen war. Ungeachtet der technischen Qualität der damals aufgenommenen Bilder habe ich einfach fotografiert. Dabei habe ich keine Gedanken an Megapixel, Dynamik-Umfang oder dem digitalen Rauschen verschwendet.


Aufgenommen im März 1998

Die einfache Freude an der Fotografie, mit der die meisten von uns vor langer Zeit begonnen haben ist es, die man sich unbedingt erhalten sollte oder später, wenn man zu sehr auf „fotografische Perfektion“ schielt - sich einfach wieder darauf zurück zu besinnen.

Ich habe einfach fotografiert...





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